04. Oktober 2008

Stefan Himpler wird Bundesprinz

„Einmol Prinz zo sin“ wünscht sich so mancher Kölner. Stefan Himpler muss sich den bekannten Karnevalshit in abgewandelter Form verinnerlicht und auf das Schützenwesen angewandt haben. Er errang gleich vier Prinzentitel – darunter die Würde des Bundesprinzen, die höchst mögliche Auszeichnung für einen Jungschützen - innerhalb von 16 Monaten. Hier ist die Geschichte dazu:

Die außergewöhnliche Karriere eines 20-jährigen Gymnichers begann am Montag, dem 04. Juni 2007, als beim Bruderschaftsfest der St. Seb. Bruderschaft Gymnich die neuen Majestäten ermittelt wurden. Stefan Himpler holte den Jungschützenkönigsvogel mit dem 18. Schuss von der Stange und qualifizierte sich damit für die Teilnahme am Bezirksprinzenschießen am 09. Februar 2008 in Bliesheim.

Vorstellung des neuen Jungschützenkönigs
Vorstellung der neuen Majestäten am Montag

In einem noch nie da gewesenen Doppelschlag errangen sowohl unsere Schülerprinzessin Lisa Laufenberg (14) als auch Jungschützenkönig Stefan Himpler (21) die Titel der Bezirksmajestäten - Sie setzten sich mit der jeweils besten Ringzahl gegen elf Mitkonkurrenten aus Erftstädter Schützenvereinen durch.

Damit hatten sich beide qualifiziert, die nächste Herausforderung zu nehmen. Begleitet von einer 40-köpfigen Fangemeinde in blau-weißen Uniformen fuhren sie zum Diözesanjungschützentag nach Ratingen-Tiefenbroich bei Düsseldorf. Die Freude bei der Siegerehrung war schon recht groß, als Lisa einen beachtlichen fünften Platz von insgesamt 30 Teilnehmern belegen konnte. Doch dann erfolgte die an Spannung kaum zu überbietende Siegerehrung im Wettbewerb um den neuen Diözesanjungschützenkönig. Beim 4. Platz, der mit 25 Ringen in den Bezirksverband Bergheim-Nord ging, hob Diözesanjungschützenmeister Thomas Köhler hervor, dass diese hohe Ringzahl stehend freihändig geschossen wurde, das dürfe man nicht vergessen!

Wenig später rief Thomas Köhler den 2. Platz auf, der mit 28 Ringen belegt war. Der Jubel, der nun an den vier Gymnicher Tischen aufflammte, weil Stefan unter den Plätzen 2 bis 5 noch nicht aufgerufen worden war und somit Erster sein müsste, wurde von ihm selbst sofort gebremst. Er schüttelte den Kopf und signalisierte damit, dass er nicht glaubte, diese Ringzahl überboten zu haben.

Zusammenschnitt der Siegerehrung beim Diözesanprinzenschießen; 🎥 Karl-Josef Welter

Dann rief Thomas Köhler, in seiner unnachahmlichen und unvergessenen Art, die Spannung zum Siedepunkt treibend, den 1. Platz auf:

„Freihand mit 28 Ringen ...“

Vater Hans-Rainer Himpler, der zwischenzeitlich am 19. Mai 2008 König der Bruderschaft geworden war, hatte die Hände gefaltet, nickte zustimmend mit dem Kopf und murmelte:

Das kann der, das kann der...

Köhler weiter:

„ … ja, ich muss ja wieder lesen. [Kunstpause] Wir haben alle dort schon geschossen ...

Hans-Rainer ballte schon zum Losjubeln die Fäuste... Köhler:

... er ist aus der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Gymnich...

Die weiteren Worte Köhlers waren nicht mehr zu verstehen, der nun ausbrechende, grenzenlose Jubel im Gymnicher Lager übertönte Köhlers Mikrofon.

Die Freude war grenzenlos und unbeschreiblich. Nach den vielen, vielen Gratulationen von allen Seiten bekam Stefan seine Urkunde überreicht. Danach wurde auf Tischen und Bänken getanzt und „We are the Champions“ gesungen. Die übermütige Stimmung ging auf der Rückfahrt im Blau-Weißen-Partybus lautstark weiter. Logisch, dass nach der Ankunft in Gymnich weiter gefeiert werden musste. Nachdem alle an der Bushaltestelle Kunibertusplatz ausgestiegen waren, formierte sich ein kleiner Schützenumzug, bei dem die fehlende Musikkapelle kurzerhand durch lautstarkes Singen problemlos ersetzt werden konnte, zumal der Umzug es auch nicht weit bis zum Vereinslokal Em Krötzche hatte. Der unvergessene Vereinswirt Martin Witte hatte – telefonisch vorgewarnt – auf die Schnelle einen kleinen Imbiss bereitet, so dass ein erlebnisreicher Tag harmonisch ausklingen konnte.

Stefan Himpler schaffte hiermit das noch nie da gewesene und holte zum ersten Mal in der Geschichte der Bruderschaft den Titel des Diözesanjungschützenkönigs für den Bezirksverband Erftstadt. Besonders schön war dabei auch, dass all dies im Jubiläumsjahr der Jugendabteilung statt fand. Sie feierte ihr 75-jähriges Bestehen.

Am 04.10.2008 ging es nunmehr zum Bundesprinzenschießen nach Emmerich am Niederrhein. Diesmal reisten sogar 50 Mitglieder der Bruderschaft mit. Ein komplettes Hotel wurde gebucht und befand sich in blau-weißer Hand. Lisa Laufenberg hatte sich mit ihrem fünften Platz beim Diözesanschülerprinzenschießen ebenfalls qualifiziert und erreichte nun einen wiederum beachtlichen zwölften Platz mit 28 Ringen. Das hohe Leistungsniveau wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die ersten fünf Plätze alle die Maximalpunktzahl von 30 Ringen erreicht hatten und nur durch das bessere Trefferbild sich unterschieden.

Stefan Himpler hatte sich ebenfalls gut vorbereitet und wurde belohnt: Er setzte sich auch in Emmerich mit 10, 10 und 9 Ringen gegen 33 Bewerber aus sechs Diözesen durch und errang den Titel des Bundesprinzen. Die Spannung und Freude bei der Siegerehrung glich der bereits beschriebenen Siegerehrung in Ratingen. Am nächsten Morgen wurden im Rahmen eines Festhochamtes zwei neue Standarten für den Bundesschülerprinzen und für den Bundesprinzen geweiht und den Standartenträgern der inthronisierten Bundesmajestäten übergeben.

Telefonate über die Siegesnachricht in die Heimat hatten dafür gesorgt, dass etliche weitere Bruderschaftsmitglieder sich auf den Weg nach Emmerich gemacht hatten und den vom Bundesprinzen angeführten Festzug durch Emmerich mit ihren blauen Uniformen verschönerten.

„Die Bundesjungschützentage waren ein einmaliges Erlebnis, dass ich mit Sicherheit nie vergessen werde. Dem kommenden Jahr als Bundesprinz blicke ich nun mit großer Freude entgegen“

René Liesenberg, Jugendleiter der St. Seb. Bruderschaft Gymnich, freute sich:

Das Jubiläumsjahr der Jugendabteilung der St. Seb. Bruderschaft Gymnich dauert zwar noch drei Monate, aber bereits jetzt kann man sagen: Schöner hätte dieses Jahr wohl nicht sein können.

Bundesprinzen-Empfang in Gymnich

Wer die Gymnicher kennt, weiß auch, dass man hier zu feiern versteht. Manch ein Gymnicher Bürger zog am späten Freitagabend des 31.10.2008, die Rolladen erstaunt wieder hoch. Was war denn da los? Eine Blaskapelle und ein Tambour-Corps zogen musizierend durch die Straßen Gymnichs, begleitet von fast 200 Schützen mit Pechfackeln. Schützenfest? - Ende Oktober?? - Ein Halloween-Scherz? - Nein!

Fackelzug zum Bruderschaftshaus
Fackelzug zum Bruderschaftshaus

Die St. Seb. Bruderschaft Gymnich würdigte den sensationellen Erfolg ihres Ex-Jungschützenkönigs Stefan Himpler, dem das seltene Meisterstück gelungen war, Bezirksprinz, Diözesanprinz und auch noch Bundesprinz zu werden. Der prachtvolle Fackelzug marschierte zum Haus des Bundesprinzen, um ihn abzuholen und würdig zum Bruderschaftshaus zu geleiten. Nachdem Stefan Himpler mit seiner Prinzessin Nadine die Front abgeschritten hatte, nahm das junge Bundesprinzenpaar in einem offenen Cabriolet Platz. Für vier Jungschützen war es eine Ehre, als Fackelträger die Karosse des Bundesprinzen zu umsäumen.

Der nicht enden wollende Fackelzug schlängelte sich weiter durch die Straßen, um den Bundesprinzen zum Bruderschaftshaus zu bringen, wo bereits viele Ehrengäste zum festlichen Empfang warteten. Neben Bürgermeister Ernst-Dieter Bösche waren auch die Vize-Landrätin Irmtraud Lindemann und das Ex-Landeskönigspaar des Rheinischen Schützenbundes, Klaudia und Arno Lingscheid, erschienen. Viele befreundete Schützenvereine, die Gymnicher Ortsvereine, und das Präsidium der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften hatten Vertreter entsandt, um Stefan Himpler ihre Aufwartung zu machen. Auch die Geistlichkeit war durch Präses Joseph Pikos, Bezirkspräses Diakon Josef Recker und Diözesanpräses Reinhold Steinröder vertreten.

Viele dieser Ehrengäste hielten kurze Ansprachen, um ihre Glückwünsche zu überbringen. Pessimisten, die langweilige Reden erwartet hätten, wurden eines Besseren belehrt. Für besondere Aufmerksamkeit sorgten zwei junge Frauen: Carina Bullmann, Stefans Vorgängerin als Bundesprinzessin war gerne seiner Einladung gefolgt. Sie zog ein positives Resümee ihrer Amtszeit und stellte heraus, wie befreiend sie es nun empfand, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Eine Ärztin des Kinderkrankenhauses Birkesdorf lobte und bedankte sich für die Spendenaktion der Jugendabteilung der St. Sebastianus Bruderschaft im Jubiläumsjahr. Die Jugendabteilung hatte für das Clownprojekt des Krankenhauses fleißig Spenden gesammelt und ergriff auch an diesem Abend die Gunst der Stunde: Bambiniprinzessin Annalena Segschneider (8) fackelte nicht lange, ergriff die Spendenbüchse erneut und zog mit ihrer Freundin Sofia Ruhl (8) von Tisch zu Tisch. Zur Freude der kranken Kinder war die Büchse schon bald wieder prall gefüllt.

Als besonderes Geschenk an Stefan Himpler trällerten die Offiziere der Bruderschaft - ein Chor mit Kult-Status - ein paar Liedchen zu Ehren des Bundesprinzen. Hauptmann Ralf Mager lockerte die Etikette auf, in dem König Hans-Rainer Himpler unter Beifall der Anwesenden seinen Ehrenplatz verlassen und im Kreise seiner Offiziere voller Stolz für seinen Sohn mitsingen durfte. Texterin Doris Fieseler hatte extra eine neue Bundesprinzen-Strophe in die Hymne der Blauen eingefügt.

Als letzter Redner des Abends bedankte sich Bundesprinz Stefan Himpler bei allen Gästen für die vielen, vielen Glückwünsche, und bei den Mitgliedern der Bruderschaft für die wahnsinnige Unterstützung auf seinem Weg zum Bundesprinzentitel. Eigentlich wollte er ja "nur" Jungschützenkönig der Bruderschaft werden. Dann kam gleich der Doppelerfolg auf Bezirksebene zusammen mit Schülerprinzessin Lisa Laufenberg. Beim folgenden Diözesanprinzenschießen qualifizierten sich beide für das Bundesprinzenschießen, wo auch Lisa wiederum ein beachtliches Ergebnis erzielte. Das alles war im Jubiläumsjahr der Jugendabteilung. Sein Vater wurde dann noch König der Bruderschaft.

... schöner hätte es nicht kommen können!"

waren seine abschließenden Worte. Danach wurde noch bis weit nach Mitternacht gefeiert.

von Karl-Josef Welter