von Franz-Josef Welter (aus der Festschrift zur 850-Jahr-Feier v. 1989)
Zu der Zeit des Präsidenten Johann Kalscheuer-Kaul war die Bruderschaft im kirchlichen und öffentlichen Leben sehr aktiv, sie blühte auf in der Friedenszeit. Die Kapelle Klutinus, von der die Eltern gerne erzählten, war immer dabei, sie gehörte zu allen Veranstaltungen, sei es Kaisers Geburtstag, Christi Himmelfahrt (Gymnicher Ritt) oder gar das Begräbnis des Präsidenten (1914). Der Präsident Ambrosius Reimer (1914 – 1945) führte die Bruderschaft charakterfest durch die Nöte beider Weltkriege. Zu seinen großen Verdiensten zählen die Wiederinstandsetzung des verwüsteten Vereinshauses in der wirtschaftlichen Notlage nach dem 1. Weltkrieg und die Aussöhnung mit den Schützen.
Zur Instandsetzung berichtet er selbst: Durch den unseligen Ausgang des Weltkrieges 1914 – 1918 wurde unser liebes Rheinland von fremdem Militär besetzt, so auch unsere Gemeinde, welche von englischen Soldaten belästigt wurde. Wir dürfen mit Wahrheit bekunden, daß unser Vereinshaus am meisten unter der Besatzung gelitten hat. Unser Vereinshaus, welches mit größter Mühe und Sparsamkeit von unseren Vorfahren errichtet, wurde von der Besatzung derart verwüstet, daß es für uns jeweilige Mitglieder keine kleine Aufgabe ist, bei der großen Geldknappheit eine günstige Lösung zum Wiederaufbau zu schaffen. - Um der Nachwelt einen kleinen Überblick zu geben, in welche Situation wir geraten sind, führe ich folgende Mängel wahrheitsgetreu an:
Und es gelang erneut: Wie schon 1873 durch Anteilscheine das Geld der Mitglieder aufgebracht wurde, so auch jetzt, und ... genau wie damals wurde im Nachhinein das Geld als Geschenk überlassen. Das unmöglich erscheinende wurde in der solidarischen Gemeinschaft möglich gemacht!
Das gemeinsame Erlebnis des 1. Weltkrieges in den Schützengräben vor Verdun und die sich anschließende Not der Menschen machte es möglich: Die Aussöhnung der vorher geradezu verfeindeten Gesellschaften der Brüder und der Schützen; kleinkariertes Denken und Handeln machte gereifter Gesinnung Platz. Am 31. August 1919 trafen sich im Lokal von Adam Kalscheuer die Vorstände von Sebastianus-Bruderschaft und Cunibertus-Schützengesellschaft. Ein Auszug aus dem Protokoll:
Der Herr Präsident eröffnete zur gegebenen Zeit die Sitzung, hieß die Teilnehmer herzlich willkommen und verbreitete sich in längerer Aussprache über die große Bedeutung dieser Versammlung. Hierauf übertrug er den Vorsitz auf den Präsidenten der St. Cunibertus-Schützengesellschaft. Derselbe schilderte dann auch die Bedeutung dieses großen Tages und man war sich darin einig, daß fürderhin jede Zwietracht und feindselige Gesinnung von der Bildfläche schwinden müßten und für die Folge bei etwaigen Festlichkeiten ein Verein vom anderen einzuladen sei. Bei Spezialfesten versprachen sich die Vorstände einig zu sein und dann Hand in Hand mitzuwirken.
Die Gesellschaften kamen sich nun näher, es folgten noch weitere gemeinsame Sitzungen (z. B. am 4. Mai 1930), die Annäherung machte Fortschritte.
Zur Zeit gilt die wiederum modernisierte Satzung, beschlossen in der Generalversammlung am 20. Januar 1986. Präsident Willi Welter hat sie jedem Mitglied zugeleitet.
Im sogenannten Dritten Reich war die Bruderschaft vielfältigen Pressionen ausgesetzt. In der „Gleichschaltung“ entschloß sie sich für eine Mitgliedschaft in der Erzbruderschaft (1934); weitere Verfügungen führten zur Umbenennung und schließlich zum Uniformtrageverbot und dem Beschluß in der Vorstandssitzung vom 13. August 1939 (nach Forderung einer Auflösung): „Die Versammlung beschließt einstimmig, niemals eine Auflösung zu fördern noch gutzuheißen und selbstverständlich niemals eine solche zu vollziehen“. Und in der nächsten Vorstandssitzung waren dann schon die Weihnachtspakete für die Soldaten aus den Reihen der Bruderschaft auf der Tagesordnung! 1942 wurde die Bruderschaft verboten, weil sie trotz kriegsgesetzlicher Verordnung den Gymnicher Ritt in althergebrachter Ordnung durchführte (vgl. dazu Festschrift von 1972). In den Jahren 1943 und 1944 war ein geschlossenes Reiten wegen feindlicher Fliegergefahr nicht mehr möglich: Es erfolgte ein Reiten in Gruppen. Nach Kriegsende beim Gymnicher Ritt 1945, erschienen die Reiter der Bruderschaft wieder in alter Größe.
Dr. Ludwig Mathar berichtet in der Festschrift 1950 über den Gymnicher Ritt: „Bei der ersten Bittfahrt nach den furchtbaren Stürmen des zweiten Weltkrieges, der Gymnich wie ein Wunder verschonte, am Himmelfahrtstage 1945, als 2.900 Waller zu Fuß, 267 Pferde und 40 Wagen die Volkstümlichkeit des uralten Brauches den staunenden Zuschauern zeigten, hat die St. Sebastianus-Bruderschaft die reichste Ernte ihrer jahrhundertelangen Treue erlebt“. Dazu kommentiert Katharina Reimer, Königin 1988: „Ich war am Christihimmelfahrtstag 1945 bei diesen „Wallern zu Fuß“. Weinend und verhärmt von Leid trugen die jungen Witwen ihre Kinder „um“. Mütter und Väter weinten um ihre Söhne; grenzenloses Leid ... ! Die Geistlichkeit war beim Schlußsegen zutiefst erschüttert über diesen Augenblick.
Nach dem Krieg konstituierte sich die Bruderschaft in einer Vorstandssitzung am 8. Dezember und einer Generalversammlung am 16. Dezember 1945 wieder neu. Das Patronatsfest 1946 verlief wie vor dem Krieg gewohnt; es gab sogar wieder Knippplätzchen!
So nimmt es nicht wunder, daß bei den Ständchen, den Jubilaren u Ehren, sie alle wieder frisch waren, zumal die Kapelle Meyer mit den allerbesten Sachen für jeden aufwartete. So vergingen denn die Stunden schnell. Um ? 10 Uhr begann das feierliche Hochamt, dargebracht für die Lebenden und Verstorbenen des Vereins. Hier sei vor allem unserem Nachbarverein Köttingen gedankt, der es sich nicht nehmen ließ, als Gast bei uns zu sein und mit seiner Fahne neben unserer während des Hochamtes auf dem Chor Aufstellung nahm. Der Kirchenchor verschönerte den Gottesdienst mit mehrstimmigen Einlagen. Nach dem Hochamt sammelten sich die Schützen vor der Kirche, um wie alljährlich der Gefallenen zu gedenken. Unter den Klängen des guten Kameraden stellte sich der Zug vor dem Kriegerdenkmal auf. Der Herr Präses ergriff das Wort und gedachte derer, die das Leben ließen in den beiden Weltkriegen für unser Vaterland. Zum Schluß seiner Rede legte er einen Kranz am Denkmal nieder. Nach dieser Feier ging der Zug geschlossen zum Vereinslokal, und es wurden noch einmal die einzelnen Posten jedem bekannt gegeben, um am Nachmittag einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Nachmittags gegen ? 2 Uhr ging es schon los. Vereine nach Vereinen trudelten ein, um mit uns unser Jubelfest zu feiern. Gegen drei Uhr setzte sich der Festzug in Bewegung. Es war eine Pracht alle die bunten Uniformen zu sehen und die schöne Ordnung, die trotz des Massenbetriebs herrschte. Was da an historischem und schönem geboten wurde, wird wohl Gymnich so schnell nicht wieder erleben. Unter anderem nahmen am Festzug teil:
Angeführt wurde er durch Kommandant und Adjutanten nachfolgend Tambourcorps mit Kusikkapelle und vier berittene Fanfanrenbläser in historischer Tracht. Anschließend die Wagen der Gäste mit Protektorin, Fürst Franz zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, Geistlicher Rat Dr. Peter Louis, Direktor der Bundeskanzlei K. Theodor Körner, König (Albert Kalscheuer) und Domkapitular Dr. Albert Lenné (1878-1958). Dann kam der Rest unserer Gesellschaft in Uniform, weiter folgte der Jubilarwagen schön geschmückt und vierspännig. Im weiteren Verlauf reihten sich die Ortsvereine an, denen die fremden Vereine folgten. Den Schluß bildete eine historische Gruppe, nach alter Sitte mit einem Palmzweig am Hute, mustergültig geführt vom früheren Kommandanten Wilhelm Steven. Auf der Brüggener Straße stellte sich der Zug auf zum Vorbeimarsch, bei welchem die Ehrengäste nochmal herzlich begrüßt wurden, mit Marsch zum Festplatz. Hier angekommen dankte der Herr Präses allen für ihr Erscheinen und übergab Geistlicher Rat Dr. Louis das Wort. Er gedachte in markanten Worten des Jubilars und ließ seine Worte ausklingen in den Treuspruch für Glaube, Sitte und Heimat. Weiter griff Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Dyck das Wort und begeisterte alle mit seinen Ausführungen. Dann versprach Domkapitular Lennè zu den beigeistert Versammelten. Er ließ seine Rede ausklingen im Absingen der dritten Strophe des Deutschlandliedes, für Einigkeit und Recht und Freiheit. Hiermit endete die hehre Feier. Auf dem Festplatz entwickelte sich ein lebhaftes Treiben und mancher Vogel mußte den Sitz verlassen unter den Schüssen der Schützen. Auch auf den Tanzböden, dem Podium und im Saale ging es lebhaft zu. So endete der erste Tag zur vollsten Zufriedenheit aller, bdingt durch das schöne Wetter und den guten Besuch. Der Montag versammelte wiederum die Mitglieder, um dem Kirchgang gegen 9 Uhr beizuwohnen. Nachher bewegte sich ein geordneter Zug zum Vereinshaus, um an dem Ehrenmal der Gefangenen zu gedenken. In feierlicher Ansprache gedachte der Herr Präsident unserer gefallenen Helden, welche von musikalischen Trauerweisen und Gebeten umrahmt war. Anschließend fand ein schönes Konzert im Vereinshaus statt, wo es gegen 12 Uhr zum Aufbruch bließ. Am Nachmittag bewegte sich der Festzug wieder durch den Ort zum Schießplatz. Hier setzte wieder gleich das Schießen lebhaft ein, um gegen Abend dem Königsvogel zu Leibe zu rücken. Die Königswürde errang die Tochter des Präsidenten: Maria. Gegen 9 Uhr erschien dann die Königin mit ihrem Hofstaat und in ihrer Anwesenheit entwickelte sich ein Königsball, welchen wir wohl selten schöner erlebten. So vergingen die Stunden allzuschnell, und es dachten in vorgerückter Stunde die ersten daran den Nachhauseweg anzutreten".
Das Jubeljahr brachte der Gesellschaft noch ein positives, nachwirkendes Ereignis: Die Schloßherrin, Gräfin Miranda de Maistre, übernahm von dieser Zeit an das Protektorat. Sie ist bis zum heutigen Tage die hochgeachtete Förderin, sie hilft ihren Sebastianern mit Rat und Tat, und diese verehren sie hochachtend und voll Dankbarkeit.
Am 26. April 1952 fand eine gemeinsame Vorstandssitzung mit dem Schützenvorstand statt. Dabei knüpfte der Schützenpräsident, Hubert Buschwald, ausdrücklich an die erste gemeinsame Sitzung dieser Art nach dem 1. Weltkrieg (31.8.1919) an. Es wurden gemeinsam interessierende Fragen wie die Gestaltung des Gymnicher Ritts oder der Schießfeste erörtert. Seither - die nächste gemeinsame Sitzung war bereits 1954 - finden diese Besprechnungen nach Bedarf statt; sie haben wesentlich zu dem heutigen guten Verhältnis zwischen beiden Gesellschaften beigetragen.
1954 war die Bruderschaft durch ein Schreiben des Zentralverbandes darüber "belehrt" worden, daß sie auch Mitglieder einer anderen Glaubensgemeinschaft aufnehmen könne (!). Seitdem sind eine ganze Reihe evangelischer Christen Mitglied geworden. Die Öffnung der Bruderschaft - wie übringens auch der Schützengesellschaft - dür diesen Personenkreis hat sich wesentlich zur Integration vieler Ostflüchtlinge beigetragen, die nach dem 2. Weltkrieg ihre angestammte Heimat verlassen mußten und sich in Gymnich ein zweites Zuhause aufbauten. Eine weitere Öffnung der Bruderschaft - für Nichtchristen - ist aber mit der Satzung und deren Grundprinzipien nicht zu vereinbaren. Bei der Gründung der Bruderschaft und in den Kreuzzügen wurde noch der eine christliche Glaube verteidigt. Nach der Reformation (1517 beginnend) hat sich in Gymnich der katholische Christenglaub geschlossen gehalten. Abgesehen von zugewanderten Juden wohnten in Gymnich bis zum 1. Weltkrieg eigentlich nur Katholiken. Während des "Kulturkampfes" im vorigen Jahrhundert verstand sich die Bruderschaft noch als Verteidiger katholischer Prinzipien. Zur Zeit trägt die Öffnung der Bruderschaft für nichtkatholische Christen sicher auch ökumenische Züge. Wenn die Bruderschaft ihre Identität behalten will, muß sie diese Entwicklung im Auge behalten. Sie muß sich u. U. entscheiden zwischen Mitgliederstärke oder Prinzipientreue. Der Verfasser hat ganz bewußt in dieser Chronik die alten Satzungen für jedermann nachlesbar abgeschrieben: Dadurch soll erkennbar an der Verfassung der Weg durch die Geschichte nachvollziehbar sein für jeden Bruder.
1954 trat Josef Nothhelfer als Präsident zurück, und die Generalversammlung wählte 1955 seinen Vertreter Jakob Flohr zum Nachfolger. Dieser führte die Bruderschaft dreißig Jahre lang (bis 1984) durch die von wirschaftlichem Aufschwung gekennzeichnete Zeit "in den Wohlstand". Die Bruderschaft investierte viel im eigenen Betrieb; mit einem für gesellschaftliche Anlässe gerüsteten, erweiteretem Vereinshaus und einer höchsten Ansprüchen genügenden Schießanlage wurden in seiner Ägide wichtige Grundlagen für bekannte und denkbare Aktivitäten der Bruderschaft gelegt.
Mit dem Umbau, 1958, der die Erweiterung des Schank- und Bühnenraumes, die Schaffung von Toiletten, Verlagerung des Eingangs und Verbesserung von Installationen und Einrichtungen brachte, fing es eigentlich erst richtig an. Denn schon 1962 konnte der Schießstand eingerichtet werden, dessen Früchte sich z. B. 1968 einstellten, als die Bruderschaft den Diözesanmeister in KK und Luft und den Bundesmeister in KK stellte (Walter Kalscheuer, Manfred Martin, Peter Nothhelfer, Theo Ohrem, Johannes Pützkaul und Heinz Schmitt).
Nun wurde der weitere Ausbau durch große Ereignisse forciert: 1970 Bundesjugendprinz Theo Ohrem, 1971 Bundesschützenkönig Hans Peter Eversheim mit Bundesschützenfest 1972 und dann 1973 noch 100 Jahre Vereinshaus. Die Bruderschaft feierte Feste! Und: Mehrere hunderttausend Mark und viele zigtausend Arbeitsstunden der Brüder, verbunden mit vielem Planen und Kalkulieren im Vorstand gehören ebenso dazu wie das Bewußtsein, daß es "sich lohnt" für diese Gesellschaft Opfer zu bringen. Wir Brüder sind dafür dankbar und auch ein wenig stolz auf unsere Gesellschaft.
Die außerordentliche Ehre für die Gesellschaft und die große Freude mit dem Bundesjugendprinzen und mit dem Bundesschützenkönig wurde in repräsentativen Empfängen würdig begangen. Die beratende und fördernde Protektorin Miranda de Maistre beschirmte schließlich (27. - 29. Mai 1972) ein Bundesschützenfest, das nur noch mit dem Jubelfest 1950 verglichen werden kann, aber eigentlich noch größer angelegt war. Der Schriftführer der Bruderschaft, Adam Bernartz, bezeichnete den Festzug als den größten in Gymnichs Geschichte (!). Hier noch einmal die Zugfolge:
Es war ein glanzvolles Ereignis. Mit dem ebenfalls glänzenden Krönungsball für den neuen König, Hermann Josef Robens, endete das denkwürdige Fest. Die Könige und Ex-Könige Johann Schmitt, Theo Ohrem und Hans Peter Eversheim trafen sich dann alle noch einmal in Rom.
Jakob Flohr, der 1974 seit 20 Jahren Präsident und seit 60 Jahren in der Bruderschaft war, wurde mit dem Schulterband zum St. Seb. Ehrenkreuz mit Stern ausgezeichnet, 1975 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen und als er schließlich 1984 abtrat, wurde ihm der Sebastianus-Ehrenschild in Gold verliehen; einstimmig wurde er zum Ehrenpräsidenten gewählt. Er verstarb 1986: Jakob Flohr hat sich um die Bruderschaft verdient gemacht!
1981 hatte Heinrich Mager sein Amt des Kommandanten niedergelegt nach über 30-jährigem hervorragendem Wirken, die Bruderschaft wählt in einstimmig zum Ehrenhauptmann; zu seinem Nachfolger wurde sein Neffe Matthias Mager gewählt. Am Sebastianusstag 1984 wählte die Generalversammlung Willi Welter als Nachfolger für den zurückgetretenen Jakob Flohr. Die Wahr wurde von Bundesschießmeister Hans Risch als neutralem Unparteiischen geleitet: Sie fand in einer besonders stark besuchten Versammlung statt, denn die beiden Kandidaten - Karl Flohr, der Sohn des bisherigen Präsidenten, kandidierte ebenfalls - hatten ihre Anhänger mobilisiert. Im Vorstand wurde dann Peter Nothhelfer zum Vizepräsidenten und Johannes Pützkaul zum Schriftführer gewählt. Nachdem die alte Präsidentenkette nicht mehr aufzufinden war, beschloß der Vorstand, eine neue Kette in Auftrag zu geben. Diese wurde bereits am Schießfest (Dreifaltigkeit) 1984 in der Festmesse gesegnet und von der Protektorin Miranda de Maistre an den Präsidenten Welter überreicht. 1986 wurde die derzeit gültige Satzung in modernisierter Form beschlossen. Sie enthält eine Öffnung für alle Christen, sowie die Bestimmung, daß der jeweilige katholische Pfarrer von Gymnich als Präses der Bruderschaft geborenes Mitglied des Vorstandes ist, sowie das Verbot einer Wahl des Präsidenten auf Lebenszeit (zeitlicher Brudermeister).
Die auf 676 Mitglieder angewachsene Bruderschaft kennt keinen Stillstand: Ein verjüngter Vorstand mit Blick für das gesellschaftliche Leben, das bevorstehende Jubelfest der 850-Jahr-Feier und die andauernde Aktivität der Brüder machten es möglich: Ein außergewöhnlich großes Ausbauprojekt wurde angepackt und bereits 1988 eingeweiht! Eine Grißbaustelle sah wieder alle Brüder bei der Arbeit, auch den Präsidenten; dieser verlezte sich bei einem gefährlichen Sturz von einer hohen Leiter dank eines guten Schutzengels aber nur geringfügig. Das Vereinshaus stellt sich nun dar als attraktives, verwöhnten Ansprüchen gerecht werdendes Heim, in dem alle Brüder auch "Heimat" finden.
Eine hervorragende Organisation managt die Veranstaltungen der Bruderschaftsfamilie ganz ausgezeichnet; die Schießfeste haben Format. Und so geht diese Gesellschaft mit altehrwürdiger Tradition jung und attraktiv in das große Jubeljahr 1989, dem Erbe der Väter und sich selbst treu. Die Gewichte haben sich verlagert, angepaßt, aber die Basis ist fest.
Auf dem Fundament christlichen Glaubens geben Halt sittlich geprägte Formen und Traditionen des Zusammenstehens in guten und schlechten Tagen und bauen damit auf die Heimat der Brüder: Mit Gott!